Wunsiedel sucht Wege zur Altstadtaufwertung
Die Frequenzerhebung im Juni 2010 an drei Standorten in Wunsiedel/Bayern bringt einen neuen Impuls für die Revitalisierung des Altstadt-H. In der Erhebungswoche erreichte Wunsiedel eine Frequenz von 17.000, profitierte dabei aber von einer starken Veranstaltung. Die Stadt ist sich der Handlungsnotwendigkeit bewusst und prüft die Optionen für eine weitere Entwicklung.
Mit einer vergleichsweise geringen EinwohnerInnenzahl von 9.600 ist die Frequenz durchaus ansprechend. Da Wunsiedel im direkten Einzugsgebiet von Marktredwitz (17.500 EinwohnerInnen) liegt, ist die Kaufkraft-Eigenbindung von 71% beachtlich. Dennoch zeigen sich die Auswirkungen der Einzelhandelserosion in zunehmenden Leerständen im Randbereich der Altstadt. So verlagert sich das Hauptgeschehen zusehends auf den Marktplatz und die Maximilianstraße. Die Ludwigstraße erreichte bei der Zählung weniger nur etwas mehr als ein Drittel des Marktplatzes.
Einzelhandel im Schatten größerer Städte
Gerade den Kleinstädten fällt es im direkten Umfeld größerer Handelsansammlungen zunehmend schwerer, einen Einzelhandel zu halten, der über die Mindestversorgung der kurzfristigen Güter hinausgeht. So sind in Wunsiedel zwar alle namhaften Filialisten des Lebensmitteleinzelhandels vertreten, nicht jedoch in der Altstadt, sondern maximal zentrumsnah. Eine Herausforderung, die den anderen Handelsbetrieben stark zusetzt.
Wunsiedel hat schon in der Vergangenheit intensiv nach einer Beratung gesucht, für die spezielle Problemlage aber noch keine passende Lösung gefunden. Entwicklungsmöglichkeiten sind aufgrund der aktiven Stadtpolitik und grundsätzlich vorhandener Immobilien durchaus gegeben. Mit dem Makel des kleinen Einzugsbereiches und der größeren Stadt Marktredwitz als direkten Nachbarn lassen sich Investoren allerdings nur schwer überzeugen.
Licht und Schatten bei der Frequenz
Die Beurteilung der Frequenz in Wunsiedel brachte positive wie auch negative Ergebnisse zu Tage. Bürgermeister Karl-Willi Beck freut sich über die positiven Aspekte: „Unsere Märkte bringen eine starke Belebung der Frequenz und fördern die Gemeinschaft. Deshalb kommen zu unseren Veranstaltungen auch besonders viele BürgerInnen“. Der Standort ist positiv besetzt, was für die Auffrischung des Bestandes mit neuen Betrieben besonders wichtig ist. Auch die lokalen Mieten sind ansiedlungsfreundlich niedrig, was auch für Neugründungen den Start in die Selbständigkeit erleichtert.
Weniger gut abgeschnitten hat Wunsiedel bei der schwachen Nachmittagsfrequenz, speziell am Samstag. Hier schlagen sich die Lücken im Branchenmix nieder. Dringend werden moderne Großflächen als Ergänzung zu den inhabergeführten Betrieben benötigt.
Ansiedlung eines LEH-Betriebes als Rettung
„In der Altstadt von Wunsiedel fehlt ein großer Supermarkt. Die anderen Handelsbetriebe benötigen ein kräftiges Zugpferd, um im Gesamtangebot attraktiv zu erscheinen“, fasst Christian Schaffner die Situation zusammen. Der Stadtmarketingexperte ortet aber nicht nur Handlungsbedarf, sondern sieht auch Chancen für Wunsiedel: „Der Marktplatz stellt sich als organisiertes, gut erreichbares Zentrum dar, und bietet noch Flächenreserven in der Maximilian- und Ludwigstraße. Der Weg zu Neuansiedlungen ist geebnet.“
Ob eine LEH-Größe davon überzeugt werden kann, sich in der Altstadt anzusiedeln, wird davon abhängen, ob es gelingt, eine attraktive Lage mit den passenden Rahmenbedingungen zu vermitteln.